Tristan Horx, www.tristan-horx.com / Foto: Klaus Vyhnalek, www.vyhnalek.com

Wenn einer der namhaftesten Trendforscher*innen im deutschsprachigen Raum über die Bio-Branche sagt: „Man kann auch einfach mal am richtigen Trend sitzen“, dann macht das nicht nur Mut, sondern förmlich Lust auf Zukunft. Tristan Horx folgte kürzlich der Einladung des Forums Biofachhandel zur Generalversammlung und untermauerte mit seinem Wissen und seinen Insights: Bio ist gekommen, um zu bleiben.

Schon die Einleitungsworte des Zukunftsforschers zeigten eindrucksvoll, mit Pessimismus hat der 30-Jährige so gar nichts am Hut. Ganz im Gegenteil, die Weltuntergangsstimmung in Deutschland nervt ihn – und macht ihn regelrecht wütend. „Gefangen zwischen Ende des Monats und dem Ende der Welt“, wie er es plakativ formuliert, gilt es diese scheinbar rollende Dynamik der Omnikrisen zu durchbrechen. Und auch die Tatsache, dass das Thema Künstliche Intelligenz aktuell, wie er meint, anscheinend „überall einfach draufgeschmissen wird“, möchte er differenziert betrachten: Denn Fakt ist, jedem Trend folgt ein Gegentrend. D. h., alte Bedürfnisse kommen wieder und werden dann eben neu kombiniert.

Besonders eindrucksvoll wird dies bei seinem Hauptforschungsgebiet, den Generationen, spürbar. Beim Thema Werte zum Beispiel fällt auf, dass die Generation Z, also jene Menschen, die zwischen 1995 und 2020 geboren sind, vermeintlich traditionelle Werte als entscheidend ansehen: Gesundheit (70 Prozent), Freiheit (69 Prozent) und Freundschaft (66 Prozent) führen hierbei eindeutig das Ranking an. Das Sicherheitsbedürfnis steht im Vordergrund. Auch das Thema Einsamkeit greift Horx auf. „Die junge Generation ist so individualisiert, dass sie sich stark nach einem WIR sehnt. Die einsamste Generation sind nicht die Alten, wie es oft heißt, sondern ganz klar die Jungen.“ Ein deutlicher Hinweis ist in diesem Zusammenhang auch die stetig steigende Anzahl der Single-Haushalte, in Österreich liegt sie aktuell bei fast 40 Prozent.

Insgesamt stellt Tristan Horx das Verbindende der Generationen in den Vordergrund und weist etwa auf das Down-Aging hin – also das Heraustreten aus traditionellen Altersrollen. Auch hinsichtlich des Konsumverhaltens sind die Unterschiede zwischen den Generationen nur geringfügig wahrnehmbar, wie nachstehende Zahlen untermauern:

Auf die eigenen Stärken besinnen

In Hinblick auf die Biobranche und allem voran den Biofachhandel hat Horx fünf zentrale Regeln und einige eindrucksvolle Sager parat:

  • Regel 1: Man kann auch einfach mal am richtigen Trend sitzen
  • Regel 2: Gegentrends verstehen und höflich ignorieren
  • Regel 3: Die Zukunft ist „glokal“ – Stichwort „Think global, act local“
  • Regel 4: Digitales Backend, analoges Frontend
  • Regel 5: Es klappt nur generationsübergreifend

„Wenn Roboter immer bessere Roboter werden, müssen wir Menschen eben immer bessere Menschen werden“: Hier liegt die Chance für den Biofachhandel im Umgang mit den Kund*innen – in der Empathie, im Dialog, im Austausch und im Schaffen von sozialen Begegnungsräumen.

„Wir ersaufen im Digitalen – Kontrast bietet nur das Analoge“: Auf den Biofachhandel umgelegt, bedeutet das, dass mit analogen Erlebnissen auch bei den Jungen Aufmerksamkeit erzielt werden kann.

Links, Studien und Quellen