Unsere Stimme

Als Thomas Gruber 2020 das „Biofrisch“ im 13. Wiener Gemeindebezirk übernahm, war das weniger ein lang geplanter Schritt als ein glücklicher Zufall. „Wir haben gesehen, dass das Geschäft zur Übernahme steht, und uns gedacht: Das ist eigentlich eine super Sache“, erinnert er sich. Dass er einmal selbst einen Biofachladen führen würde, war für ihn damals nicht absehbar – obwohl sein beruflicher Hintergrund diese Entwicklung fast logisch erscheinen lässt.

Thomas war viele Jahre in der Gastronomie tätig, unter anderem im Le Méridien und im Hilton. Die Arbeit mochte er, aber etwas irritierte ihn zunehmend: „Mich hat immer gestört, dass dort sehr viel Massenware verarbeitet wird.“ In einigen Lokalen arbeitete er später auch mit Bio-Produkten – doch das war selten die Regel.

Die Entscheidung, ins Fachhandel-Metier zu wechseln, fiel gemeinsam mit seinem Vater. „Mein Vater übernimmt die steuerliche und kaufmännische Seite. Da hat er Routine und unterstützt mich sehr.“ Bis heute funktioniert diese Konstellation gut. „Es hat sich super eingespielt.“

Warum Bio für ihn keine Diskussion ist
Auf die Frage nach seinem persönlichen Motiv für Bio-Produkte muss Thomas nicht lange überlegen. „Mir schmeckt es einfach besser“, sagt er und lacht. Das ist die Perspektive des Kochs, der Qualität unmittelbar beurteilen kann. Doch da steckt mehr dahinter. „Wenn ich ein Brot hernehme: konventionell oder bio – du merkst einfach den Unterschied. Genauso bei Obst, Gemüse oder anderen Produkten.“ Dazu kommen Umweltaspekte und der Blick aufs Tierwohl, besonders beim Fleisch. Für Thomas hängt das alles zusammen, aber im Kern bleibt der Geschmack. Und die Verträglichkeit: „Viele, die Probleme mit bestimmten Lebensmitteln hatten, sind auf Bio-Produkte umgestiegen – und die Probleme waren weg.“

Ein Laden, der zuhört – und mit seinen Kund*innen wächst
Was Biofrisch für ihn ausmacht? Persönlichkeit und echter Kontakt. „Selbstbedienungskassen brauchen wir nicht. Bei uns ist immer jemand da, der sich Zeit nimmt.“ Viele Kund*innen kommen mit konkreten Ernährungswünschen – manchmal auch mit Vorschlägen zu Produkten, die sie vermissen. „Wir schauen uns dann an, ob wir das reinnehmen können. Das ist überhaupt kein Problem.“

Genauso wichtig ist Thomas die Feinkost. Zwischen Wurst, Käse und Aufschnitt blüht der ehemalige Koch hörbar auf: „Unser Käsesortiment ist mir sehr wichtig. Wir erklären, was der Käse kann, woher er kommt – und schneiden genau so viel, wie jemand braucht.“ Diese Art der individuellen Beratung ist für ihn kein Zusatz, sondern Kern des Fachhandels.

Großes Sortiment, großes Einzugsgebiet
Mit rund 5.000 Artikeln gehört Biofrisch zu den größeren Biofachläden in Wien. Die Lage am Übergang zwischen 12., 13. und 23. Bezirk, mit Parkplatz direkt vor der Tür, sorgt für viel Lauf- und Durchzugsverkehr. Der „typische“ Biofrisch-Stammkunde lässt sich aber schwer definieren. „Es ist quer durch die Bank. Viele wollen sich bewusst ernähren. Andere kommen regelmäßig für Grundnahrungsmittel. Beides hat seinen Platz.“

Fachhandel als Gemeinschaft – nicht als Konkurrenz
Thomas sieht in den Biofachhändler*innen Kolleg*innen, nicht Mitbewerber*innen. „Dieses Vernetzen ist sehr wichtig. Jede und jeder hat Schwerpunkte, aber Konkurrenzdenken bringt niemandem etwas.“ Was ihn stört, ist die starke Marktkonzentration im konventionellen Handel. „Wenn Rewe, Spar und Hofer alles bestimmen, ist das nicht gut für uns alle.“ Umso wichtiger findet er Initiativen wie das Forum Biofachhandel, die Zusammenarbeit ermöglichen.

Links, Studien und Quellen