Unsere Stimme
Unser klares NEIN zur EU-weiten Zulassung von Neuer Gentechnik (NGT) haben wir bereits mehrmals unmissverständlich geäußert. Heute stellen wir hierzu die Frage in den Mittelpunkt, wer eigentlich von der Neuen Gentechnik und der geplanten Deregulierung am meisten profitiert. Und da landen wir unweigerlich bei monetären Interessen und großen internationalen Konzernen. Es geht um Patente auf Gene und Pflanzen sowie deren Saatgut und Ernte. Patente, die in weiterer Folge die Nutzung der biologischen Vielfalt für alle Züchter*innen einschränken bzw. blockieren und so eine erhebliche Einengung der Biodiversität auf den Äckern bedeuten. Wir fordern deshalb die Sicherstellung des Rechts auf Saatgut.
Eingeführt wurde das Thema Patentierung von mit Gentechnik erzeugtem Saatgut ursprünglich von Konzernen wie Bayer und Monsanto. Inzwischen werden auch die Pflanzen aus NGT regelmäßig zum Patent angemeldet, Konzerne wie Corteva und Bayer sind hier führend – Corteva mit weltweit rund 1.430 Patenten auf NGT-Pflanzen, Bayer/Monsanto mit 119 (Stand 2022).
Freiheit der traditionellen Züchtung ist gefährdet
Sehr oft ist die Reichweite dieser Patente aber nicht nur auf die Gentechnik-Pflanzen begrenzt, sondern auch auf die jeweiligen Genveränderungen und Merkmale der Pflanze – egal, ob sie gezielt mit der Genschere herbeigeführt wurden oder per Zufall entstanden sind. Das wiederum hat zur Folge, dass den Züchter*innen immer weniger nicht patentierte, gentechnikfreie Pflanzensorten zur Verfügung stehen. Und genau durch diesen beschränkten Zugang wird die Entwicklungsfähigkeit der heimischen Pflanzenzüchtung, die größtenteils von kleinen und mittleren Unternehmen betrieben wird, stark geschmälert. Oder anders formuliert: Die Freiheit der traditionellen Züchtung ist massiv gefährdet.
„In Österreich haben wir hier aktuell zwar eine bessere Lösung – das nationale Patentgesetz begrenzt Patente auf Gentechnik-Saatgut –, aber sollte die geplante Deregulierung in der EU tatsächlich kommen, ist das bei uns auch passé. Wir fordern deshalb die Sicherstellung des Rechts auf Saatgut, denn Pflanzenzüchter*innen brauchen den freien Zugang zu genetischem Material, um klimafitte Nutzpflanzen zu entwickeln. Deswegen muss NGT in der Landwirtschaft auch weiterhin im Sinne des Vorsorgeprinzips ganz klar reguliert werden“, informiert Elisabeth Krainz-Blum, Vorstandsmitglied des Forums Biofachhandel und streicht auch die expliziten Folgen für die Bio-Branche hervor:
„Der Einsatz von NGT-Pflanzen in der biologischen Produktion bleibt im EU-Vorschlag, so wie auch bisher, verboten – doch wie soll biologische und gentechnik-freie Produktion durch die Koexistenz in der Praxis tatsächlich geschützt werden? Dafür liefert der Vorschlag keinerlei Lösungsansatz. Wir könnten Bio schlicht nicht mehr garantieren. Die Kosten der Warentrennung und Rückverfolgbarkeit würden zudem sicher uns aufgebürdet, was wiederum wahrscheinlich eine Aufweichung der Bioverordnung zur Folge hätte und damit einhergehend eben auch eine Qualitätsminderung. Somit ist die Wahlfreiheit – Bio, ja oder nein – schlicht Geschichte. Egal ob man jetzt will oder nicht.“
Weitere Beiträge in unserem Newsforum zur Neuen Gentechnik findet ihr hier:
Forum Biofachhandel: Nein zur neuen Gentechnik
Forum Biofachhandel: BIO muss gentechnikfrei bleiben